Budo Frankfurt
Letzte Änderung: 2.10.2022
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Vereinschronik des 1. Deutschen Judo-Clubs (1. DJC)

des ersten und ältesten Judo-Vereins Deutschlands



10. 10. 1922
Der DJC wird als Deutscher Jiu Jitsu Club von Alfred Werner Carl Rhode (16. 8. 1896 - 13. 9. 1978) einem Schüler des Berliner Jiu Jitsu-Lehrers Erich Rahn, der im August 1921 als Polizeisportlehrer von Berlin nach Frankfurt am Main versetzt worden war, um die Frankfurter Schutzpolizei im Jiu Jitsu auszubilden, und anderen Sportlern um 17 Uhr im Café Hauptwache gegründet. (Die Gründungssatzung des DJC vom 10.10.1922 finden Sie hier.) Noch im selben Jahr werden der Berliner Jiu Jitsu Club, die Jiu Jitsu-Abteilung des Polizei-Sportvereins Frankfurt am Main und der Jiu Jitsu Club Wiesbaden gegründet.

1923
Erste Jiu Jitsu-Stadtmeisterschaft in Frankfurt am Main in der Turnhalle der Gutleutkaserne. (Hier finden Sie ein Gruppenbild der Teilnehmer und Betreuer der 1. Frankfurter Stadtmeisterschaft im Frankfurter Zoo.) Die Jiu Jitsu-Abteilung des Polizei-Sportvereins Frankfurt gewinnt mit 10 zu 6 gegen den DJC.

21. 1. 1924
Alfred Rhode gewinnt mit 8 zu 1 Punkten im Zoo-Gesellschaftshaus in Frankfurt am Main gegen den Schweizer Entfesselungskünstler und Jiu Jitsu-Meister A. Tobler Kampfzeit: dreimal fünf Minuten. (Hier finden Sie ein Bild von Alfred Rhode und A. Tobler.)

1. 10. 1924
Gründung des „Reichsverbands für Jiu Jitsu” (RFJ) unter Mitarbeit des DJC.

1925
Beginn der Veröffentlichung der illustrierten Monatszeitschrift Jiu Jitsu.

1925
Alfred Rhode nimmt für den DJC erste internationale Kontakte zur „Federazione Jiu Jitsuistica Italiana” und zu englischen Judo-Vereinen auf.

7. 4. 1925
1. ordentliche Generalversammlung des RFJ unter Beteiligung des DJC.

26. 10. 1925
Ausschluß aller Berufssportler und selbständiger Sportlehrer aus dem RFJ; in den Mitgliedsvereinen des RFJ soll fortan Sport im Sinne des Amateurgedankens betrieben werden.

2. 1. 1926
Der RFJ stellt denjenigen Mitgliedern seiner Mitgliedsvereinen, die Club- oder Verbandsmeisterschaften gewonnen haben, das Tragen farbiger Gürtel nach Wahl frei. Es gibt noch keine Gürtelprüfungen.

1926
Die DJC-Kämpfer Böttinger und Riedelsheimer belegen bei den 1. Deutschen Kampfspielen in Köln (im Vordergrund standen Würge- und Hebeltechniken) jeweils den 2. Platz.

1927
DJC-Mitglied Erwin Kamp geht nach London und nimmt dort im Budokwai London an den dortigen Übungsstunden bei Tani Sensei sowie Koizumi Sensei teil. Er bereitet den Boden für eine 1. Internationale Begegnung in Frankfurt am Main (1929).

15. 11. 1929
Erster Internationaler Judo-Kampf mit deutscher Beteiligung (Budokwai London / DJC). Der DJC tritt mit Alfred Rhode, Edgar Schäfer und Philip Breitstadt im großen Saal des Frankfurter Palmengartens gegen die Judoka des Budokwai London (u. a. Koizumi Sensei, Marcus Kaye) an. Es zeigt sich, daß das damals in Deutschland noch kaum bekannte Judo dem bis dahin gepflegten Jiu Jitsu überlegen war. Erstmals wird im DJC das eigentliche Judo in seiner Wirksamkeit erkannt. Nur Edgar Schäfer und Felix Hein erzielen ein Untentschieden, alle anderen Jiu-Jitsu-Kämpfer des DJC verlieren gegen die englischen Judoka.

Der DJC unterhält seinen Sportbetrieb in Frankfurt am Main inzwischen in mehreren Dojos im Goethe-Gymnasium, im Stadtbad Mitte, in der Kleist-Schule, in der Fürstenberger-Schule und in der Sportschule Alfred Rhode am Roßmarkt. (Ein Bild von den Judo-Kämpfern aus dem Jahr 1929 finden Sie hier.)

17. 11. 1929
Die Londoner Judoka gewinnen auch gegen die Kämpfer des Jiu Jitsu Club Wiesbaden. In Hessen setzt ein Umdenken ein. Man erkennt, daß das bis dahin betriebene Jiu Jitsu zwar für die Selbstverteidigung und für den Einsatz bei der Polizei durchaus taugt, für sportliche Wettkämpfe nach Regeln jedoch weniger geeignet und vor allem dem noch jungen japanischen Kōdōkan-Jūdō unterlegen ist.

5.-10. 11. 1930
Judoka des DJC und des Jiu Jitsu Clubs 1922 Wiesbaden kämpfen gemeinsam in England gegen englische Judoka (in Ealing, an der Universität Cambridge, in Slough, in London - Rückkampf mit den Judoka des Budokwai London - und in Birmingham). Drei Mannschaftskämpfe gehen verloren, zwei werden gewonnen. Erfolgreiche Kämpfer des DJC sind Philip Breitstadt, Edgar Schäfer und Stroh. (Ein Bild von dem Länderkampf England - Deutschland in Birmingham 1930 finden Sie hier.)

7.-12. 8. 1932
Geburtsstunde des deutschen Judo:
Der DJC veranstaltete unter Leitung von Alfred Rhode die Erste Internationale Judo-Sommerschule in Frankfurt am Main. Als Lehrer können Koizumi Sensei (London), Tani Sensei (London), Ishiguro Sensei (Paris) und Dr. Kitabatake Sensei (Berlin) gewonnen werden. Teilnehmer aus ganz Deutschland und Österreich trainieren begeistert unter kundiger japanischer Anleitung mit Engländern, Ungarn und Schweizern. Viele erleben hier zum ersten Mal „richtiges” japanisches Judo. Diese Sommerschule gilt als eigentliche Geburtsstunde des deutschen Judo, der Funke der Begeisterung verbreitet sich von hier aus über das ganze Land. Der DJC gilt wegen der von ihm nicht nur auf der Sommerschule betriebenen Verbreitung des Kōdōkan-Judo in Deutschland als ‘Wiege des deutschen Judo’. Die zweite Internationale Sommerschule des DJC findet 1935, die dritte 1937, die vierte 1938 und die fünfte im Jahr 1939 in Frankfurt am Main statt; als Lehrer werden auch japanische und englische Judoka eingesetzt. (Eine Aufnahme von der 1. Internationalen Sommerschule des DJC finden Sie hier, die Ausschreibung der Vierten internationalen Judo-Sommerschule des DJC finden Sie hier.)

11. 8. 1932
Gründung des Deutschen Judo Rings während der Judo-Sommerschule in Frankfurt am Main. 1. Vorsitzender wird der Delegierte des DJC, Alfred Rhode.

Während der 1. Internationalen Sommerschule des DJC erfolgt in Frankfurt am Main auf Initiative des DJC gleichfalls am 11. 8. 1932 die Gründung der Europäischen Judo Union, deren Vorsitz zunächst offen bleibt, deren Leitung später vom Budokwai London übernommen wird. Vizepräsident und Geschäftsführer wird Friedrich Brehm vom DJC, der dieses Amt bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ausübt. (Die Gründungssatzung der Europäischen Judo Union finden Sie hier.)

1933
Mitglieder des DJC nehmen an Lehrgängen mit Prof. Jigoro Kano, Dr. Kitabatake Sensei und Dr. Takasaki Sensei in Berlin (11.-22. Juli) und München (11.-18. September) teil. Jigoro Kano erreicht im Gespräch mit Reichssportführer von Tschammer und Osten, daß fortan in ganz Deutschland die Bezeichnung „Judo” amtlich eingeführt wird.

26. 10. 1934
Der DJC siegt bei den Internationalen Mannschaftskämpfen zwischen dem DJC und dem Jiu Jitsu Club Zürich in Zürich mit 6 zu 4. Durch den Koreaner Hano Ri, einen langjährigen Trainer des Züricher Clubs, lernen die Judoka des DJC ein härteres, kämpferisches Judo als bisher kennen.

Der DJC führt für Geldbriefträger der Post einen Judo-Selbstverteidigungslehrgang durch. Ein Bild mit Alfred Rhode finden Sie zusammen mit einer Gruppenaufnahme des DJC von 1934 aus dem damaligen Dojo in der Stiftstraße 39 hier.

23. 11. 1935
Internationale Judo-Mannschaftskämpfe in Frankfurt am Main. Der DJC siegt. Es kämpfen Paul Brunner, Ludwig Winkler, Rene de Smet, Philip Breitstadt und Edgar Schäfer.

1936
Alfred Rhode, DJC, und Max Hoppe, Berlin, vereinbaren in Beneckenstein Wettkampfregeln für Judo. Dieses Regelwerk wird in der Folge für alle deutschen Vereine bindend.

16.-18. 10. 1936
Der DJC richtet die Deutschen Judo-Meisterschaften in Frankfurt am Main (91 Teilnehmer mit 157 Kämpfen) aus. Philip Breitstadt erringt den 2. Platz in der Kampfklasse, Wilfried von Rauchhaupt den 1. Platz im Halbschwergewicht der Jugendklasse und Edgar Schäfer den 1. Platz der Senioren.

1936-1938
Der DJC stellt eine überdurchschnittliche Zahl von Siegern bei den Gaumeisterschaften im Gau 13, der von Hessen über Rheinhessen bis zur Saar reicht.

24. 4. 1937
Erneuter Vergleichskampf des DJC mit dem Jiu Jitsu Club Zürich in Zürich. Sieger: DJC.

20. 10. 1937
Eine internationale Mannschaft mit Kämpfern des DJC und des Judo Clubs Wiesbaden siegt 7 zu 3 gegen den Anglo Japanese Judo Club in London.

19. 11. 1938
Internationale Judo-Kämpfe in Frankfurt am Main (Anglo Japanese Judo Club London, Judo Club Zürich, DJC). Sieger: Judo Club Zürich.

August 1939
Letzte internationale Judo-Sommerschule drei Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Es nahmen trotz der angespannten politischen Lage noch 18 Engländer an ihr teil.

1939-1945
Der Sportbetrieb im DJC konnte unter den Bedingungen des Krieges nur sehr reduziert fortgeführt werden. Internationale Begegnungen waren nicht mehr möglich.

1945-1948
Verbot des Judo-Sports in Deutschland durch die alliierten Besatzungsmächte. Die Judoka des DJC trainieren (teilweise gemeinsam mit den Wiesbadener Judoka) dennoch heimlich weiter.

1949
Die 19. Mitgliederversammlung vom 14. September 1949, die erste offizielle Mitgliederversammlung nach dem Krieg, beschließt, daß der Name des Vereins wieder „Deutscher Judo-Club”, mit dem Zusatz „Frankfurt am Main”, lauten soll. (Das Protokoll der 19. Mitgliederversammlung vom 14. 9. 1949 nebst Anwesenheitsliste finden Sie hier.) Friedrich Brehm, der den DJC durch schwierige Zeiten geführt hat, legt der Versammlung eine kurzgefaßte zweiseitige Vereinsgeschichte von 1922 bis 1949 vor. (Dieses zweiseitige Dokument der Vereinsgeschichte von 1922 bis 1949 finden Sie hier.) Die Einheitssatzung von 1940 wird durch eine neue, einseitige Vereinssatzung ersetzt. (Die Satzung des DJC vom 14. 9. 1949 finden Sie hier.)

Ende des Jahres kommt Alfred Rhode aus russischer Gefangenschaft zurück. Sofort wird in der Halle des Frankfurter Waldstadions mit neuen Judo-Lehrgängen begonnen.

1950
Der DJC kann in der in Trümmern liegenden Stadt als neues vorläufiges Dojo eine Sporthalle hinter der Frankfurter Festhalle nutzen. Zum Vereinspräsidenten wird erneut Friedrich Brehm gewählt.

17.-18. 11. 1951
Der DJC richtet die 1. Deutschen Judo-Meisterschaften nach dem Kriege in Frankfurt am Main aus.

1951-1954
DJC-Mitglied Edgar Schäfer leitet die Sektion Judo im Deutschen Athletenbund (DAB), wo die deutschen Judoka nach dem Krieg zunächst ihre sportliche Heimat fanden.

20. 9. 1952
Unter maßgeblicher Beteiligung des DJC wird in Stuttgart das Deutsche Dan-Kollegium e. V. (DDK) gegründet. Erster Vorsitzender wird Alfred Rhode (DJC), der das DDK bis 1968 (Rücktritt aus Altersgründen) leitet. Der DJC stellt nunmehr seine eigenständige, insbesondere auf seinen Sommerschulen ausgeübte Tätigkeit im Graduierungsbereich (Kyu- und Dan-Grade durch Prüfung oder Verleihung) ein, da hierfür im Bereich der Bundesrepublik Deutschland fortan das DDK zuständig sein soll, verzichtet aber nicht auf sein Recht, eigene Kyu- und Dan-Graduierungen des DJC im Judo durchzuführen. Mehrere Mitglieder des DJC übernehmen im Laufe der Jahre Ämter im DDK; insbesondere Frank Thiele ist lange Jahre als Vorsitzender der Landesgruppe Hessen des DDK, zeitweise auch als Geschäftsführer des DDK tätig und maßgeblich an der Entwicklung des ‘alten’ DDK-Prüfungsprogramms für Judo beteiligt, das jahrzehntelang in der ‘alten’ Bundesrepublik Deutschland Gültigkeit hat. Eine Gruppenaufnahme der Judoka des DJC aus dem Jahre 1952 im damaligen Dojo im Frankfurter Stadtbad Mitte finden Sie hier.

1954
Edgar Schäfer wird zum Präsidenten des 1. DJC gewählt; er übt dieses Amt bis auf eine zweijährige Unterbrechnung in den sechziger Jahren bis zu seinem Tode im Jahr 1979 aus. Ebenfalls 1952 wird Edgar Schäfer als erster Deutscher Internationaler Judo-Kampfrichter. Im selben Jahr stellt das Sport- und Badeamt der Stadt Frankfurt am Main dem 1. DJC den Gymnastiksaal des Stadtbades Mitte als neues Dojo zur Verfügung. Gleichfalls 1952 findet der erste Internationale Vergleichskampf zwischen dem 1. DJC und dem Amsterdamer Judo-Club statt. Alfred Rhode und Edgar Schäfer lassen Vorkriegsbeziehungen wieder aufleben und knüpfen neue internationale Kontakte, die zu vielen internationalen Vergleichskämpfen in Amsterdam, Brüssel, Paris, Straßburg, Zürich und anderen europäischen Städten führen.


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